11. Internationale Konferenz Die Rechte der Kinder im digitalen Zeitalter: Müssen Kinder vor Bildschirmen geschützt werden?
11.-12. Mai 2021
Online-Veranstaltung
mit Simultanübersetzung auf Deutsch, Französisch und Englisch
Laden Sie das Programm herunter (PDF)
Organisation
Centre interfacultaire en droits de l'enfant (CIDE) • Universität Genf (Standort Wallis) • Sitten Pädagogische Hochschule Wallis (PHVS) • St. Maurice & Brig Hochschule für Soziale Arbeit • HES-SO Valais-Wallis Institut international des Droits de l’enfant (IDE) • Sitten Kantonale Dienststelle für die Jugend, Sitten
in Zusammenarbeit mit
UN Committee on the Rights of the Child (CRC) • Schweizerisches Kompetenzzentrum für Menschenrechte (SKMR)
Einleitung
Bildschirme oder – wissenschaftlicher ausgedrückt – die digitalen Technologien (Fernsehen, Internet, Smartphones, Videospiele, soziale Netzwerke usw.) prägen heutzutage den Alltag aller Generationen. Besonders bei Kleinkindern führt ihre weit verbreitete Nutzung zu einem anderen Umgang mit dem Leben, den Beziehungen zu anderen, dem Lernen und der Kommunikation. Eine neue Generation wächst von klein auf mit neuen Hilfsmitteln – den digitalen Technologien – auf, deren Hauptnutzer Erwachsene waren und weiterhin sind. Diese neue „Identität“ ist keine Gegenbewegung zur vorherigen Generation, sondern weist auf einen tiefgreifenden Paradigmen- oder Kulturwandel hin, der sich uns entzieht und den wir aus der Perspektive des Jugendschutzes zu verstehen versuchen.
Seit zwei Jahrzehnten zeigt die Forschung in unterschiedlichen Bereichen und auf manchmal widersprüchliche Art und Weise die Vorteile und Risiken der neuen Technologien und ihrer Nutzung durch Kinder und Jugendliche auf. In diesem Zusammenhang fällt es Fachleuten, die mit Kindern arbeiten, und insbesondere Eltern schwer, sich ein klares Bild zu machen. Dies war einer der Gründe für die Organisation dieser internationalen Konferenz.
Welche Auswirkungen haben Bildschirme (Fernseher, Computer, Tablet, Smartphone) auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen? Einerseits werden Bildschirme öffentlich angeprangert. Durch ihre übermässige Nutzung, je nach Alter und Entwicklungsstand des Kindes, wird die Zeit reduziert, die zum Beispiel für das Spielen oder die Sozialisierung übrigbleibt. Die Forschung zeigt, dass ein übermässiger Bildschirmkonsum negative Auswirkungen auf die Entwicklung hat, unter anderem auf Sprache, Aufmerksamkeit, Schlaf, Stimmung und schulische Leistungen. Die American Academy of Pediatrics hat Empfehlungen zur „richtigen Nutzung“ von Bildschirmen bei Kindern und Jugendlichen abgegeben, einschliesslich der Bestimmung medienfreier Zeiten und Orte in Absprache mit den Kindern und Jugendlichen. Gemäss Schweizer Studien2 scheinen diese auch notwendig zu sein: 16- bis 25-jährigen Jugendliche sind in ihrer Freizeit durchschnittlich vier Stunden pro Tag online und fühlen sich durch Apps, die eine regelmässige Nutzung belohnen, unter Druck gesetzt. Jeder Vierte gibt an, nach einer gewissen Zeit ohne Internetanschluss nervös oder unruhig zu werden. Zu erwähnen ist zudem, dass mit der Entwicklung der digitalen Medien auch eine Zunahme der Missbräuche einhergeht, zum Beispiel Sexting, Cyberbullying oder oft gefährliche Challenges, die unbestreitbare Risiken für die Jugendlichen darstellen.
Andererseits bieten die digitalen Hilfsmittel auch zahlreiche Vorteile. Die französischen Akademien der Wissenschaften, der Medizin und der Technologie haben kürzlich einen gemeinsamen Aufruf nach mehr Wachsamkeit im Umgang mit digitalen Technologien veröffentlicht, jedoch auch darauf hingewiesen, dass die damit verbundenen Risiken nicht darüber hinwegtäuschen dürfen, dass „Bildschirme und die damit ausgetauschten Informationen bei richtiger Anwendung unbestreitbar zur Förderung des Wissens und der Weltoffenheit führen“1. Diese Aussagen decken sich mit den Studien der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen, gemäss denen Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren es schätzen, mit anderen Menschen in Kontakt zu stehen, sich rasch informieren zu können und ganz einfach Spass zu haben.
Auch wenn Jugendliche ihre Entwicklung in der digitalen Welt als positiv erleben, darf nicht vergessen werden, dass „die Rolle der Eltern, sowohl als Vorbild als auch als Erziehungsberechtigte, bei der korrekten Nutzung von Bildschirmen und der Entwicklung des Kindes weiterhin sehr wichtig ist“1. Für Jugendliche spielen zudem Lehrpersonen eine wichtige Rolle beim sinnvollen Einsatz der digitalen Hilfsmittel und dem kritischen Umgang mit den erhaltenen Informationen“.1 Diese Aussagen unterstreichen einen wesentlichen Punkt: Für eine positive und sichere Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien müssen die Anwender/innen – Eltern und Kinder – über die Vorteile, aber auch die Risiken in Verbindung mit den digitalen Medien aufgeklärt sein (Funktionsweise der sozialen Netzwerke, Verhaltensregeln im Web, möglicher Missbrauch usw.).
Diese internationale Konferenz befasst sich mit aktuellen Themen in Zusammenhang mit den Rechten des Kindes: Meinung des Kindes, Meinungsfreiheit, Recht auf Privatsphäre, Zugang zu angemessenen Informationen, elterliche Verantwortung. Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes arbeitet gegenwärtig einen Allgemeinen Kommentar zu den Rechten des Kindes im digitalen Umfeld aus. Die Arbeitsgruppe des Ausschusses sowie die mit der Ausarbeitung beauftragten Fachleute werden über die Fortschritte ihrer Arbeiten berichten. In der Schweiz unterstreichen alle kantonalen Jugendgesetze die Verantwortung der Eltern für die Betreuung, den Unterhalt und die Erziehung der Kinder. Sie weisen jedoch auch darauf hin, dass der Staat Massnahmen zur Minderung der Gefährdung der körperlichen oder geistigen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie Sensibilisierungs- und/oder Schulungsprogramme für Personen, die Kinder und Jugendliche betreuen, fördern muss.
Zielsetzungen
Diese Konferenz soll zum besseren Verständnis der Auswirkungen von Bildschirmen auf Kinder und Jugendliche auf verschiedenen Ebenen beitragen: Fachleute werden dafür sensibilisiert, dass Kinder auch in diesem Bereich über Rechte verfügen und nicht nur potenzielle Opfer sind. Massnahmen zur Unterstützung der Eltern als Begleiter/innen in diesem digitalen Umfeld werden entwickelt. Best practice-Beispiele aus der wissenschaftlichen Forschung und den Erfahrungen in anderen Ländern werden präsentiert sowie Strategien für evidenzbasierte öffentliche Politiken erarbeitet.
Zielpublikum
Diese Konferenz richtet sich an politische Entscheidungsträger/innen, Fachleute, die in den Bereichen Lehre, Sozialarbeit, Psychologie, Medizin, Pädagogik oder Mediation mit und für Kinder und Jugendliche arbeiten oder sich mit Fragen zu Kindheit, Erziehung oder den digitalen Technologien befassen, sowie an Vertreter/innen aus Hochschule und Wissenschaft.
Die Vorträge werden auf Deutsch (D), Französisch (F) und Englisch gehalten und simultan in die anderen Sprachen übersetzt.
1 Académie des sciences, Académie nationale de médecine et Académie des technologies, L’enfant, l’adolescent, la famille et les écrans - Appel à une vigilance raisonnée sur les technologies numériques, 2019, S. 3 ; verfügbar unter: www.academie-sciences.fr/pdf/rapport/appel_090419.pdf
2 Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen. Pressemitteilung vom 26.08.2019: https://www.ekkj.admin.ch/fileadmin/user_upload/ekkj/06Medienmitteilungen/d_19_MM_EKKJ_Alwayson_26-8-19.pdf
Archive des actualités