Weiterbildung
Sprach- und Kommunikationsprofis müssen sich heute immer schneller an die sich wandelnden Anforderungen am Arbeitsmarkt anpassen können. Genau aus diesem Grund ist lebenslanges Lernen zu einem entscheidenden Bestandteil einer erfolgreichen Karriere geworden. In den Weiterbildungskursen an der FTI werden zielgerichtete Impulse gegeben und die nötigen Kenntnisse vermittelt, damit neue Herausforderungen kompetent gemeistert werden können.
Qualitätssicherung (Revision, Postediting), barrierefreie Kommunikation (Untertitelung, Audiodeskription), Fachübersetzen (Rechts- und Finanzübersetzung) oder Transkreation – das breit gefächerte Angebot der Deutschen Abteilung richtet sich an professionelle ÜbersetzerInnen und SprachdienstleisterInnen, die ihr Fachwissen vertiefen, neue Kompetenzen erwerben oder sich auf die Übernahme einer anspruchsvollen Führungsposition vorbereiten möchten.
Je nach Fachgebiet werden die Kurse in Zusammenarbeit mit externen SpezialistInnen angeboten. Zudem können sie direkt am Firmen- oder Organisationssitz durchgeführt werden. Gerne entwickelt die Deutsche Abteilung auch massgeschneiderte Angebote für Unternehmen und Institutionen.
Kontakt: deutsche-abteilung-fti(at)unige.ch
Mitarbeitende der Deutschen Abteilung im Porträt
Was Dozierende an ihrer Tätigkeit in der Weiterbildung schätzen und was sie ihren Kursteilnehmenden mitgeben möchten
Anja Lindner
Welche Weiterbildungen werden im Übersetzungsbereich angeboten?
Da Übersetzerinnen unterschiedlichste Sprachdienstleistungen erbringen, ist das Angebot an Weiterbildungen sehr breit. In der Deutschen Abteilung spezialisieren wir uns vor allem auf Bereiche, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben und daher auch am Arbeitsmarkt immer relevanter sind: Untertitelung, barrierefreie Kommunikation, Revision und Transkreation zum Beispiel.
Ich selbst biete im Moment gemeinsam mit zwei Kolleginnen Weiterbildungen in den Bereichen Transkreation und Revision an.
Wann und warum greife ich in eine Übersetzung ein? Welche Prinzipien lenken mich dabei? Wie revidiere ich effizient, um die angestrebte Qualität zu erreichen? Wer verantwortet die Übersetzung letztlich? Und wie kommuniziere ich mit der Kollegin, deren Text ich revidiere? Das sind nur einige der Fragen, mit denen wir uns in den Revisionskursen befassen. Madeleine Schnierer, die 2018 die erste deutschsprachige Doktorarbeit zum Thema vorgelegt hat, und ich moderieren gemeinsam, was sich bewährt hat. Für die Teilnehmenden wird es abwechslungsreicher und wir können unsere Stärken gezielt einbringen.
Mein zweites Angebot betrifft die Transkreation. Hier spanne ich mit Andrea Imbescheid zusammen, einer ehemaligen Studentin, die 2017 ihre Masterarbeit zu dieser Trenddienstleistung, die oft in der interkulturellen Werbekommunikation verortet wird, geschrieben hat.
Wieso braucht es überhaupt universitäre Weiterbildung für Übersetzer?
Unsere Branche entwickelt sich rasant. Wer den Anschluss nicht verpassen will, muss sich weiterbilden. Am offensichtlichsten ist das im IT-Bereich. Ich bin jetzt seit 30 Jahren dabei. Als ich hier studiert habe, verbrachten wir für unsere Recherchen Stunden in Bibliotheken und der erste Computer an der FTI war ein Ungetüm, das einen ganzen Raum füllte. Technisch am Ball zu bleiben, ist eine unabdingbare Voraussetzung.
Weiterbildungen bieten aber auch die Chance, das eigene Leistungsangebot auszubauen und sich auf dem Arbeitsmarkt breiter oder auch spezifischer aufzustellen. Stichwörter wären hier zum Beispiel Post-Editing, Untertitelung oder Leichte Sprache.
Was ist für Sie besonders befriedigend in Ihrer Tätigkeit in der universitären Weiterbildung?
Als besonders effektiv erlebe ich firmeninterne Kurse, weil wir gerade bei der Revision eine Arbeitsgrundlage erarbeiten, die ein ganzes Team weiterbringen kann. Die Vorgaben zur Revision können gemeinsam in der Gruppe definiert werden. Das hat den Vorteil, dass die Teilnehmenden von Anfang an in den Prozess eingebunden sind und später auch aktiv dazu beitragen, das Erarbeitete und Erlernte weiterzutragen.
Sehr spannend ist auch, dass wir bei unseren Weiterbildungen mit sprachübergreifenden Ansätzen arbeiten. Das ist sicher ein Grund, weshalb diese Kurse von Sprachdienstleistern aus der ganzen Schweiz und allen Branchen besucht werden, egal ob Freelancer oder Festangestellte. Es hat sich gezeigt, dass der Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmenden besonders geschätzt wird.
An welchen Weiterbildungen nehmen Sie selbst teil? In welchen Bereichen orten Sie auch in Zukunft grossen Bedarf?
Ohne Weiterbildung geht es in unserer Branche nicht. Daher nehme ich selbst auch regelmässig an Kursen und Tagungen teil. Nehmen wir als Beispiel die ASTTI-Tagung Equivalences im November 2018. Abgesehen von der Freude, sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen, wurde mit dem Thema Künstliche Intelligenz ein guter Überblick über den Stand der Maschinellen Übersetzung in Forschung und Industrie geboten – und auch ethische Überlegungen fehlten nicht – alles Inhalte, die meinen Arbeitsalltag tangieren. Denn dass KI unseren Beruf nachhaltig verändern wird, steht ausser Frage. Daher ist es nur sinnvoll, auf unseren Mehrwert zu fokussieren. Er liegt meines Erachtens in der Kreativität, dem Sprachgefühl und der Intuition – womit wir wieder bei unserem Weiterbildungsangebot zur Transkreation wären. Diese Disziplin verlangt Lust am Sprachspiel und ein Mass an kreativer Leistung, die uns Menschen eigen ist. Auf diese Kompetenz zu setzen, scheint mir strategisch klug, nicht zuletzt, um im lebendigen Austausch mit der Sprache zu bleiben.
