Das Forschungsprojekt will die Zusammenhänge zwischen der Aushandlung von Scheidungsvereinbarungen und

(1) den verschiedenen Konzepten der Geschlechtergleichstellung im aktuellen Schweizer Familienrecht,

(2) der Auslegung dieser Konzepte durch auf dieses Fachgebiet spezialisierte Anwältinnen und Anwälte sowie

(3) den Lebensverläufen und der Arbeitsteilung des Paares vor der Trennung aufzeigen.

Die bisherige Forschung zum Übergang zur Elternschaft hat die Geschlechterdynamiken aufgezeigt, durch welche Mütter am Ende den überwiegenden Teil der Hausarbeit und Kinderbetreuung leisten, während Väter einen höheren Anteil an bezahlter Arbeit übernehmen.

Allerdings gibt es noch wenig Forschung über die Geschlechterdynamik bei Scheidungen als Schlüsselereignis im Leben einer Person.

Dieses Projekt an der Schnittstelle von Recht und Soziologie soll zu einem besseren Verständnis der rechtlichen Dimensionen dieses Prozesses beitragen.

Es sollen die Bedeutung der verschiedenen Konzepte der Geschlechtergleichstellung im Prozess der Aushandlung von Scheidungsvereinbarungen zwischen heterosexuellen Paaren mit Kindern in der Schweiz untersucht werden.

Hierfür werden die rechtlichen Konzepte der Geschlechtergleichstellung nach der Scheidung, die Rolle von Anwältinnen und Anwälten bei der Auslegung dieser Konzepte und der Vermittlung dieser Auslegung an ihre Mandantinnen und Mandanten untersucht.

Schliesslich sollen Erkenntnisse bezüglich der Rolle der Lebensverläufe von Männern und Frauen, und der Arbeitsteilung, auf die sich das Paar während der Zeit ihres Zusammenlebens geeinigt hatte, und deren Einfluss auf die Aushandlung der Scheidungskonventionen erlangt werden.

Zu den in diesem Projekt verwendeten Methoden gehören:

(1) Analyse des geschriebenen Rechts (Gesetzgebung, Rechtsprechung, juristische Literatur);

(2) eine quantitative Umfrage unter Verwendung von Fragebögen mit Schweizer Familienrechtsanwältinnen und -anwälten;

(3) vertiefte qualitative Interviews mit Anwältinnen und Anwälten und kürzlich geschiedenen Personen.

Leitung: Professorin Michelle Cottier (Juristische Fakultät, UNIGE) und Professor Eric Widmer (Fakultät für Sozialwissenschaften, UNIGE)

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Sabrina Roduit (seit Januar 2023), Gaëlle Aeby (November 2019 - Oktober 2022)

Doktorandin: Bindu Johanna Sahdeva (Juristische Fakultät, UNIGE)

Hilfsassistenz: Luisa Baumann (Juristische Fakultät, UNIGE), Februar 2022 - Dezember 2022, Marc Baumgartner (Juristische Fakultät, UNIGE), März - Dezember 2021; Baptiste Gold (Juristische Fakultät, UNIGE), Dezember 2019 - Februar 2021

Publikationen

COTTIER, Michelle, WIDMER, Eric D., AEBY, Gaëlle et SAHDEVA, Bindu Johanna, Autonomie und Scheidungsfolgen. Interpretationen der Geschlechtergleichheit im Kontext der Aushandlung von Scheidungsvereinbarungen. Dans Heiderhoff, Bettina ; Röthel, Anne. Autonomie in der Familie – eine Schwärmerei ?. Frankfurt am Main : Wolfgang Metzner Verlag, 2022. p. 61-92.

COTTIER, Michelle, SAHDEVA, Bindu Johanna et AEBY, Gaëlle. Implementing gender equality as an aim of the swiss family justice system. Dans Maclean, Mavis ; Treloar, Rachel ; Dijksterhuis, Bregje (Ed.). What Is a Family Justice System For?. Oxford : Hart Publishing, 2022. p. 71-91. (Oñati International Series in Law and Society)

Präsentationen

“Implementing gender equality as an aim of the Swiss Family Justice System” au workshop “What is a Family Justice System For?” au Oñati International Institute for the Sociology of Law, évènement en ligne, 10 – 11 septembre 2020

“Autonomy and the consequences of divorce: Ideal and reality” à la conférence “Fachgespräch Familienrecht” à la Bucerius Law School, Hambourg, 12 mars 2021

“Family justice, private ordering and gender equality in Switzerland” au congrès “Social Justice in Time of Uncertainty” de la Société Suisse de sociologie, Genève, 28 – 30 juin 2021

“Gender (in)equality and the negotiation of divorce agreements: Insights from an ongoing socio-legal research project in Switzerland” à la conférence “WZB Talk” au Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, évènement en ligne, 17 mai 2022

“Gender (in)equality in legal divorce: the role of Swiss family lawyers” à la conférence “7th Global Meeting on Law & Society” au ISCTE University Institute of Lisbon, Lisbonne, 13 – 16 juillet 2022

“The role of legal intermediaries in the shaping of divorce agreements: a gendered intermediation process?” à la conférence inaugurale "Voices of Law" de Swiss Network for Law and Society, Lausanne, 15 – 16 septembre 2022

“The negotiation of divorce agreements from the perspective of the divorcees” à la conference “Final Conference on the life course and vulnerabilities” de NCCR LIVES, Genève, 17 – 18 novembre 2022